12.01.2015

Botanische Atlanten, Sternkartierungen oder Artenzählungen wären ohne das massive Engagement von Nichtprofessionellen-Wissenschaftlern kaum möglich gewesen. Mit der zunehmenden Unterstützung durch Informationstechnologien und der verbesserten Vernetzung sind jedoch neue Formen der Partizipation möglich geworden, die im besten Falle eine Demokratisierung der Wissenschaft unterstützen, im negativsten Falle neue Ausbeutungsformen etablieren. So werden z.B. unter dem Begriff der ‚Serious Games‘ aktuell Strategien verhandelt, die Computerspiele nutzen, um Interessierte an wissenschaftlichen Tätigkeiten zu beteiligen, beispielweise in der visuellen Evaluation von Proteinfaltungen (FoldIT) oder in der Erfassung von Umweltdaten durch Mobiltelefone (Copenhagen Wheel).

Die zunehmende Rekrutierung kostenfreier Arbeitsleistungen (Crowdsourcing) außerhalb des traditionell Akademischen ist daher nicht unumstritten. Aktuell entstehen beispielsweise enorme Datensammlungen, deren wissenschaftliche Qualität und Evaluation oft zu wünschen übrig lässt. Auch kommen Fähigkeiten des Menschen zum Einsatz, die noch nicht durch Computeralgorithmen nachgebildet werden können, und sich somit nicht nur die Frage nach der Autorenschaft im Falle von Entdeckungen, sondern grundsätzlich die Frage nach dem intellektuellen Eigentum stellt. Im Zeitalter der datenintensiven Wissenschaften – 4.0 bezieht sich auf das nach Experiment, Theorie und numerischer Simulation als ‚fourth paradigm‘ beschriebene Modell der Erkenntnisproduktion durch „Big Data“ – ist zudem die Autonomie wissenschaftlicher Daten durch die Monopolisierung weniger infrastrukturelle Akteure und die Kommerzialisierung von großen Datenmengen zum Problem geworden.

Der Workshop untersucht verschiedene Partizipationsformen an der Schnittstelle von datenintensiver Wissenschaft und Gesellschaft und hinterfragt das Konzept der ‚Citizen Science‘ kritisch. Die präsentierten Überlegungen und Fallbeispiele sollen in die Frage münden, welche Möglichkeiten der Integration von Partizipation im Rahmen der Forschungen am Hamburger KlimaCampus denkbar sind. Ziel ist es, erste Ideen zu sammeln, um Projekte der Zusammenarbeit zu initiieren.

Der Workshop wird gemeinsam von Dr. Gabriele Gramelsberger und Prof. Dr. Thomas Ludwig organisiert. Dr. Gabriele Gramelsberger ist Wissenschaftsphilosophin und aktuell Fellow am DFG Forscherkolleg Medienkulturen der Computersimulation der Leuphana Universität Lüneburg. Thomas Ludwig ist Professor für Wissenschaftliches Rechnen an der Universität Hamburg und Geschäftsführer des DKRZ.

Anmeldung zur Teilnahme und Mitarbeit ist bis spätestens zum 25.1.2015 über bHVkd2lnQGRrcnouZGU= möglich. Die Anzahl der Plätze ist auf 30 limitiert. Eine kurze Darstellung eigener Interessen in 2-3 Sätzen wäre erfreulich.

Das komplette Workshop-Programm (pdf-Datei).